Hallo ,
kommen wir nun zu dem spannenden Thema der nächsten Lektion:
Zur Wiederholung: Im Stoffwechsel entstehen in jeder Minute die verschiedensten Säuren. Das wisst Ihr inzwischen und es ist völlig normal. Eine andere “Betriebsart” kennt der Organismus nicht. Er ist darauf eingerichtet sie über Niere, Lunge, Darm oder Haut abzugeben.
Über manche Erkrankungen können vermehrt Säuren anfallen, z.B. bei Atemwegs- oder Nierenerkrankungen (s. auch Kapitel 2). Bei chronischen Darmerkrankungen können die Patienten oft nicht mehr genügend basische Mineralien aufnehmen und übersäuern auf umgekehrtem Wege.
Auch Fieber und Entzündungen erzeugen mehr Säure. Bei entzündlichen Gelenkserkrankungen übersäuert vor allem das umliegende Gewebe. Arthrosen im Alter entstehen oft, weil dem Knorpel über die Jahre hinweg Mineralien zum Ausgleich entzogen werden (ähnlich Osteoporose oder Parodontitis mit Knochenabbau).
Tumoren haben die unangenehme Eigenschaft sich mit einer Art lokalem Säuremantel zu umgeben. Die Tumorzellen stellen den Stoffwechsel der Körperzelle von Sauerstoffverbrennung um auf Milchsäuregärung. Die Geschwulst produziert Säure und senkt den pH im Gewebe, später sogar im Körper allgemein. Otto Warburg erhielt für diese wichtige Entdeckung den Medizin-Nobelpreis. Im nun sauerstoffarmen Milieu arbeitet ein Enzym namens Transketolase. Sie schleust fleißig Zucker ein und füttert damit das Tumorgewebe. Um dem zu begegnen, sollte sich Mensch oder Tier zuckerarm bis -frei ernähren und für ein möglichst basisches Milieu sorgen. Das entzieht dem Tumor die Lebensgrundlage. Beim Menschen hat man das lange erkannt und testet auf die Transketolase (nach Dr. Coy).
Otto Warburg hat dazu gesagt „Keine Krankheit kann in einem basischen Milieu existieren – nicht einmal Krebs!“
Schaut so oder so zuerst immer auf die Fütterung. Einfache Kohlenhydrate sind säurebildend (Getreide, Melasse, Mais), genau wie viel Eiweiß (s.o.) und Fertigfutter mit seinen künstlichen Zusätzen. Hunde und Katzen sind naturgemäß darauf eingerichtet viel Eiweiß zu bekommen. Ob ein Fleischfresser übersäuert, sieht man an seinen Symptomen. Wir können nicht von einer chronischen Übersäuerung ausgehen, nur weil der Wau oder die Mietz artgerecht gefüttert wird. Die Natur hat sich etwas dabei gedacht und kann damit umgehen. Nimmt Euer Patient dauerhaft schulmedizinische Medikamente ein? Die meisten Allopathika sind säurebildend, besonders Schmerzmittel.
Werden Pferde hart trainiert und kommen in den anaeroben Bereich, fällt im arbeitenden Muskel viel Milchsäure an. Sie kann sich ablagern und das Gewebe verhärten. Apropos: sticht man in übersäuertes Gewebe eine Injektionsnadel fühlt und hört man es Knirschen. So weit kann es tatsächlich kommen, ein echt fieses Gefühl. Kennt Ihr das, habt Ihr es schon mal erlebt? Gibt es bei Mensch und Tier.
Nun habe ich einige der wichtigsten Punkte angesprochen. Aber wer oder was bildet wohl die meiste Säure im Körper?
Es ist Stress! Säurebildner und Basenräuber Nr. 1!
Als Stress bezeichnet man eine psychophysische Alarmreaktion, die sich als gesteigerte Aktivität des vegetativen Nervensystems und der endokrinen Organe äußert. Diese Organsysteme führten zur erhöhten Katecholaminausschüttung, zu erhöhtem Blutdruck und anderen physiologischen Veränderungen.
Stress kann durch verschiedene Reize der Umwelt oder des Organismus selbst hervorgerufen werden, die den Organismus über das physiologische Durchschnittsmaß hinaus belasten. Quelle: Doccheck
Wir unterscheiden 3 Stressphasen
Wo kommt nun die Säure her?
Physiologisch betrachtet: die Atmung wird schneller, aber auch flacher- der Bicarbonatpuffer regeneriert sich langsamer. Die Muskeln können sich verspannen, was wiederum die Durchblutung und den Abtransport der Milchsäure aus den Muskeln stört. Die Stresshormone werden zu Säuren abgebaut.
Damit haben wir 3 Säurequellen. Es gibt aber noch mehr: die Stresshormone triggern einen Umbau der Grundsubstanz, also des Pischingerraumes. Ihr habt gelesen, dass Fette und Eiweiße abgebaut werden. Und Körperzellen reagieren auf Stress mit der Bildung von Sauerstoffradikalen. Das wird eine unglückliche Mischung. Die Glucose wird an zuckerhaltige Komponenten im Bindegewebe angehängt, die mit Sauerstoffradikalen und freien Fetten zu riesigen Molekülen reagieren. Diese verstopfen den Pischingerraum noch mehr. Dazu lösen die Sauerstoffradikale entzündliche Reaktionen aus. Es wird vermehrt Tumor-Nekrose-Faktor gebildet, der dem Immunsystem sagt “Achtung, Leute! Entzündung!”. Dies führt sekundär zur Inulinresistenz und metabolischem Syndrom. Damit schließt sich der Kreis… Übergewicht ist eine chronische Entzündung im Körper, nicht allein die Folge des Überessens. Deshalb nehmen chronisch Gestresste zu. Übrigens kann umgekehrt auch eine säurehaltige Ernährung die Produktion von Stresshormonen erhöhen, sagt die Uni Giessen.
Nun überlegt einmal, wie oft Tiere gestresst sind. Jedes dritte Pferd leidet heute unter Magengeschwüren. Sie gehen am Wochenende auf Turniere, müssen oft den Stall wechseln, stehen in zu großen Gruppen draußen, werden falsch trainiert usw. usw. Sicher fällt Euch noch mehr ein. Die Besitzer sagen meistens “Mein Pferd hat keinen Stress”. Es ist an Euch ihn zu finden und abzustellen. Gerade das Fluchttier Pferd zeigt seinen Stress nicht, denn das würde Lebensgefahr bedeuten. Eine solche “Schwachstelle” in der Herde würde die Gruppe gleich angreifbar machen. Also versucht es so lange wie möglich zu kompensieren und nach außen hin nichts zu zeigen. Bei Hunden gibt es Stressoren wie frühe Trennung von der Mutter, Überforderung auf dem Hundeplatz, sie erleben Tierheimaufenthalte, werden falsch gehalten. Therapie- oder Polizeihunde sind oft extrem gestresst und werden nicht alt.
Wenn Ihr diese Dinge in Zukunft hört, sollte gleich der “Übersäuerungswecker” in Eurem Kopf klingeln.
Welche Beispiele von Stress gibt es noch, die Du aus Deinem Alltag in Bezug auf Dein Tier kennst? Lass uns im Forumsklassenzimmer darüber sprechen.