Lektion 4: Schmerzarten

Hallo ,

nachdem Du nun wichtige Grundlagen kennst, sprechen wir über verschiedene Schmerzarten:

 

Lektion 4 zu “Schmerz beim Hund” : Schmerzarten

Schmerzen werden in der Medizin hauptsächlich in akute und chronische Schmerzen unterteilt (siehe Tab. 2). Weitere Schmerzarten, die auftreten können, sind der nozirezeptive Schmerz und der neuropathische Schmerz.

Der Akute Schmerz ist ein kurzer Schmerz von ca. 1 Stunde bis zu mehreren Wochen. Dieser Schmerz ist gut beschreibbar und lokal begrenzt. Die Ursache ist bekannt und behandelbar. Er hat eine Schutz- und Warnfunktion und dient zur Erhaltung der körperlichen Unversehrtheit. Die Lebensqualität ist nur kurzfristig eingeschränkt. Die Intensität des Schmerzes nimmt wieder ab.

Im Gegensatz dazu ist der Chronische Schmerz ein langandauernder Schmerz von mindestens drei Monaten bis zu mehreren Jahren. Dieser Schmerz ist nicht gut zu lokalisieren und betrifft häufig große Areale. Die Ursache ist meist unbekannt oder nicht vollständig erklärbar und auch nicht heilbar. Der Schmerz selbst wird selbst zur Krankheit, die Lebensqualität ist durch den Schmerz langfristig beeinträchtigt. Die Intensität des Schmerzens nimmt im Laufe der Zeit zu. Die Chronische Schmerzform hat keine Alarmfunktion mehr. Zu den chronischen Schmerzen beim Hund zählen:

  • Rheumatische Schmerzen, Gelenkschmerzen und Rückenschmerzen
  • Nervenschmerzen z.B. Bandscheibenvorfall oder Amputation
  • Schmerzen durch eine Krebserkrankung
  • Kopfschmerzen, diese Schmerzform wird beim Hund oft nicht in Betracht gezogen, ist aber möglich.

Beim chronischen Schmerz kommt es zu Muskelverspannungen, in Folge dessen kommt es zu einer Schonhaltung, die zu Bewegungseinschränkungen und zum Muskelabbau führt, auch genannt: der „Teufelskreis des Schmerzes“.

Tabelle 2 Schmerzarten

  Akuter Schmerz Chronischer Schmerz
Dauer Nur kurz von 1Stunde bis zu mehreren Wochen Langandauernder, länger als 3 Monate bis zu mehreren Jahren
Lokalisation Gut beschreibbar und lokal begrenzt Unklar und große Areale können betroffen sein
Ursache Bekannt und behandelbar Unklar oder nicht vollständig erklärbar
Funktion Schutz und Warnfunktion und dient zur Erhaltung der körperlichen Unversehrtheit Schmerz wird selbst zur Krankheit, die Lebensqualität ist durch den Schmerz beeinträchtigt
Beeinträchtigung Kurzfristig Langfristig
Intensität Schmerzintensität nimmt ab Schmerzintensität nimmt zu
Behandlungsziele Schmerzfreiheit Schmerzlinderung und Steigerung der Lebensqualität

 

 

Der Nozizeptive Schmerz entsteht durch eine direkte Gewebeschädigung, wobei je nach Lokalisation, zwischen einem somatischen und einem viszeralen Schmerztyp unterschieden wird.

Von Somatischem Schmerz (griech= Körper) wird gesprochen, wenn die Schmerzempfindung von der Haut, dem Bewegungsapparat (Knochen, Muskeln, Sehnen) oder dem Bindegewebe ausgeht. Der somatische Schmerz kann in zwei Formen unterteilt werden. Ist der Reiz in der Haut lokalisiert, spricht man von einem somatischen Oberflächenschmerz. Dieser ist gut auffindbar und klingt nach Aufhören der Noxen (Schmerzauslöser) sehr schnell ab.
Geht der Schmerz jedoch von Muskeln, Gelenken, Knochen oder Bindegewebe aus, wird er als somatischer Tiefenschmerz bezeichnet. Der Tiefenschmerz hat eher einen dumpfen oder brennenden Charakter, ist schwer zu lokalisieren und klingt langsamer ab. Eine besondere Form des somatischen Schmerzes sind die Kopfschmerzen

Der viszerale Schmerz (Eingeweide), betrifft die Organe und ähnelt in seinem dumpfen Charakter dem Tiefenschmerz. Er tritt in den Eingeweiden bei Blähungen, Krämpfen oder bei mangelhafter Durchblutung oder Entzündungen auf. Er kann sich sowohl als Dauerschmerz (z.B. Magenschmerzen) oder auch als periodischer wiederkehrender Schmerz (z.B. Koliken, Wehen) äußern.

Abbildung 1 Nozizeptiver Schmerz

Der Neuropathische Schmerz entsteht, wenn das Nervensystem selbst an der Ursache von dem Schmerz beteiligt ist. Dies geschieht, wenn Nervenfasern getrennt, gequetscht oder durchtrennt sind. Wenn ein Nerv durchtrennt ist und sich wieder regeneriert, ist der Nerv besonders empfindlich für neue schmerzauslösende Reize. Häufig entgleist die Reaktion des Organismus und wie beim nozizeptiven Schmerz werden Mechanismen in Gang gesetzt, die zu chronischen Schmerzen führen.

Es gibt Übergangsformen zwischen neuropathischem Schmerz und nozizeptivem Schmerz. Ebenso können periphere Entzündungen eine Rolle in der Entstehung von neuropathischen Schmerzen spielen, wenn Druck aus dem umliegenden Gewebe (wie z.B. Ödeme) auf Nerven ausgeübt wird.

4.1. Teufelskreis Schmerz

Durch fehlerhafte Regulationen der Muskulatur können Schmerzzustände hervorgerufen werden. Die Muskulatur kann sich bei akuten Schmerzen verspannen, aber auch übermäßig angespannte Muskulatur kann Schmerzen auslösen, weil Nozirezeptoren in den Muskeln, Sehnen und Gelenken erregt werden (Dies wird beim Röntgen, MRT, CT nicht erkannt). Muskelverspannungen führen zu Schmerzen, Schmerzen führen zu Muskelverspannungen. Der Muskelschmerz kann nicht gelindert werden und wird damit ein großer Risikofaktor für die Entstehung von chronischen Schmerzen.

Hunde können wie wir Menschen auf Grund von Krankheit, Verletzung, angeborener Fehlentwicklung oder altersbedingten Verschleißerscheinungen oft Probleme mit den Bewegungen haben. Viele Faktoren führen dazu, dass Schmerzen immer mehr verstärkt werden.

Abbildung 2 Teufelskreis Schmerz