Häufige Fehler und ihre Lösungen
Die Angst vor Fehlern steckt in uns allen. Da kann sich vermutlich auch niemand von freisprechen. Wenn es um das eigene Tier geht, ist man besonders sensibel.
Beim BARFen entstehen viele diese Ängste aus Unsicherheit, weil man vielleicht das Gefühl hat, überfordert zu sein und nicht alles Notwendige zu wissen.
Und weil man alles von Beginn an perfekt machen möchte. Dabei muss man sich klar machen: Auf ihre Art und Weise ist Natur perfekt, aber man findet in der Natur auch Millionen von Anpassungsmechanismen, die dafür sorgen, dass nicht immer perfekte Bedingungen zum Überleben herrschen müssen. Das wissen wir von uns selber: Wir könnten uns monatelang von Convenience Food ernähren, ohne dass es zu echten Mangelerscheinungen kommt.
Die Frage, ob das gut ist, ist natürlich eine andere.
Deswegen: Die Grundlagen sind beim BARFen das Wichtigste. Wenn man weiß, wie die grundsätzliche Aufteilung funktioniert und warum man was füttert, hat man bereits einen soliden Grundstock, auf den man aufbauen kann. Dann geht es meistens “nur” noch darum, diesen Masterplan auf die eigene Katze zu münzen.
Es ist auch völlig normal, dass man die Fütterung im Laufe der Zeit immer mal wieder verändert. Auch das ist etwas, was man bei sich selbst gut beobachten kann: Die meisten von uns haben im Laufe ihres Lebens sich verändernde Essgewohnheiten. Wenn wir als Kind keinen Brokkoli oder Käse mochten, ist es uns heute vielleicht ein Rätsel, warum. Vielleicht sind wir im Laufe der Zeit zu vegetarischer oder veganer Ernährung übergegangen, vielleicht hatten wir eine low carb, low fat oder Paleo-Phase. Oder es haben sich Unverträglichkeiten bemerkbar gemacht. In jedem Fall: Niemand isst lebenslang dasselbe.
Fehler Nr. 1: Zu einseitige Fütterung
Nicht zu variieren, ist tatsächlich ein Fehler, den man beim Katzen barfen häufiger mal findet. Das hat vor allem mit der katzeneigenen Mäkelei zu tun. Man ist einfach froh, dass die Katze frisst und nimmt deswegen hin, dass die Fütterung nicht optimal zusammengesetzt ist.
Deswegen nochmal: Abwechslung in der Fütterung ist wichtig. Daher solltest Du Fleisch von mindestens 3 unterschiedliche Tierarten regelmäßig abwechseln, dazu auch immer mal wieder andere Innereien füttern oder andere Supplemente nutzen. Bereite entweder mehrere Rezepte auf einmal zu und füttere diese abwechselnd oder nutze ein Rezept nicht länger als max. 4 Wochen (besser sind max. 14 Tage).
Fehler Nr. 2: Zu viel Zeug, was Katzen nicht benötigen
Katzen fressen sehr einseitig. Das ist für Katzen selbstverständlich, für uns mal gut und mal weniger gut (nämlich immer dann, wenn man mal wieder versucht, der Katze klar zu machen, dass man sie nicht vergiften will) und für Futtermittelhersteller eher schlecht. Warum? Weil man bei Katzen nicht so viele Möglichkeiten hat, Futterergänzungen auf den Markt zu bringen.
Da ist man für Hunde viel weniger eingeschränkt, denn sie fressen zum einen viel mehr freiwillig als Katzen, zum anderen kann man bei ihnen auch nicht so richtig viel falsch machen. Da Katzen aber viele Inhaltsstoffe nur schwer verstoffwechseln können, gibt es auch mehr, was ihnen potentiell schaden könnte.
Trotzdem gibt es Millionen von Futterzusätzen für Katzen. Vitamintabletten, Tabs für Taurin, Öle für schönes Fell oder Kräutermischungen für oder gegen alles Mögliche.
Für Katzen gibt es tatsächlich ganz wenige wirklich sinnvolle Zusätze. Beim BARFen sind es vor allem die, die wir besprochen haben.
Deswegen solltest Du bei Futterzusätzen immer sehr genau hinschauen: Was ist drin und was nützt es Katzen überhaupt?
Nehmen wir mal als Beispiel ein Öl, das schönes, glänzendes Fell verspricht. Es ist eine Ölmischung, in der folgende Öle enthalten sind: Weizenkeimöl, Walnussöl, Leinsamenöl und Hanföl. Nun wissen wir ja bereits, dass für Katzen nur zwei pflanzliche Öle geeignet sind, nämlich Borretschöl und Nachtkerzenöl. Sonst nix. Die sind da aber gar nicht enthalten. Was wiederum bedeutet, dass das diese Ölmischung eigentlich für die Katz´ ist. Also, nein, genau das nicht. Und auch wenn da 1000 x drauf steht, dass es gut für Katzen und perfekt fürs Fell ist, das weiß man dann besser.
Ähnlich ist es bei Kräutermischungen: Es gibt nur wenige Kräuter, die für Katzen geeignet sind. Schon gar nicht dauerhaft. Auch hier kommt wieder die eingeschränkte Fähigkeit zum Tragen, dass viele Stoffe über die Leber nur sehr langsam abgebaut werden können. Bei anderen Säugetieren klappt das problemlos. Reste von Medikamenten, Kräutern, ätherischen Ölen etc. werden in der Leber zerlegt und aus dem Körper geschleust, indem sie an Glucuronsäure gebunden werden. So wird alles zusammen sauber abtransportiert. Bei Katzen ist mal wieder alles anders, bei ihnen funktioniert dieser Mechanismus nur sehr eingeschränkt und damit sehr langsam. Deswegen ist vieles für Katzen schneller toxisch als z.B. für Hunde. Und genau deswegen muss man z.B. auch mit ätherischen Ölen etwas vorsichtiger sein. Viele Kräuter enthalten aber ätherische Öle oder sekundäre Pflanzenstoffe, die Katzen gar nicht so einfach verstoffwechseln können. Wenn man Kräuter für Katzen anwenden möchte, dann sollte man sich dazu fachliche Hilfe holen, denn dann bringen 08/15-Kräutermischungen meistens ohnehin nicht das gewünschte Ergebnis.
Fehler Nr. 3: Ranzige Öle verfüttern
Beim Katzen barfen werden hauptsächlich Öle genutzt, die reich an mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren sind. Das soll ja auch so sein. Aber mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren wie DHA / EPA haben auch einen Nachteil: Sie werden schnell ranzig. Das ist bei Katzen deswegen ein Problem, weil man selbst für mehrere Katzen insgesamt eher kleine bis sehr kleine Mengen benötigt. Die kleinsten Flaschen haben mindestens 50 ml als Inhalt, eher 100 ml. Das bedeutet, dass das Öl unter Umständen sehr lange im Kühlschrank steht und irgendwann ranzig wird. Nach längstens 8 Wochen sollte man das restliche Öl dann entsorgen, weil es unter Garantie ranzig geworden ist. Das Blöde bei Fischölen ist: Man riecht es nicht immer sofort. Das heißt aber nichts. Ranziges Öl kann übrigens auch ein Grund sein, warum eine Fütterung plötzlich verweigert wird: Katzen riechen das, was wir noch lange nicht riechen.
Wie löst man das Problem nun?
Wenn man Öl in Flaschen nutzen möchte, ist es sehr ratsam, das Öl durch zusätzliches Vitamin E zu stabilisieren und somit vor dem vorzeitigen Verderben zu schützen. Das kann man sehr gut mit Vitamin-E-Tropfen machen: Dazu braucht man 70 Tropfen auf 250 ml Lachsöl / Dorschlebertran / Fischöl. Das hierbei verwendete Vitamin E schützt wirklich nur das Öl und dient zur Haltbarmachung. Es wird also an keiner anderen Stelle mit berechnet.
Alternativ kann man größere Mengen Öl in 5 ml oder 10 ml – Braunglas-Flaschen abfüllen und diese einfrieren. Die Braunglasflaschen muss man auch nicht ganz voll machen, Du füllst so viel in die Flasche, wie du benötigst. Außerdem gibt es (je nach Größe der Flasche) auch Deckel, die eine kleine Pipette eingebaut haben, was sehr praktisch für die Dosierung ist.
Eine andere Möglichkeit (allerdings mehr Plastik-Müll) sind Einweg-Spritzen. Damit ziehst Du das Öl portionsweise auf und frierst die komplette Spritze ein.
Fehler Nr. 4: Schlecht vorbereitet sein
Man braucht zum BARFen eigentlich nicht so viel, aber es gibt einige Arbeitsuntensilien, die einem das Leben erleichtern können. Und auch sonst schadet es nicht, wenn man vorbereitet ist. Zumindest ein bisschen.
Bevor Du mit der Futterzubereitung anfängst, solltest Du überlegen, wo Du das Fleisch einkaufen möchtest. Das richtet sich natürlich auch danach, welche Mengen Du lagern kannst. Denn die meisten Online-Shops versenden Frostfleisch erst ab 5 kg – Bestellungen, oft eher mehr. Einkaufen solltest Du erst, wenn Du die Rezepte fertig hast. So weißt Du genau, welche Menge Du von was in etwa benötigst und man vergisst nichts.
Wenn Du erstmal testen möchtest, ob rohes Fleisch gefressen wird, dann nimmst Du am besten Fleisch vom Metzger oder aus dem Supermarkt: Hühnerbrust mit Haut, Geflügelgeschnetzeltes, Hühnerherzen, Rindergulasch.
Bei den Zusätzen ist es ähnlich: Bestell erst einmal das, was Du wirklich benötigst und vor allem auch in absehbarer Zeit aufbrauchen kannst. Auch Supplemente halten nicht ewig, wie eben Öl.
Außerdem benötigst Du eine ausreichend große Schüssel, in der Du das Fleisch mischen kannst, kleine Gefrierdosen zum portionsweisen Einfrieren und ein scharfes Messer.
Hilfreich ist außerdem eine Küchenwaage und, wenn Du mit Zusätzen arbeitest, auch eine Feinwaage, die in 0.1 Gramm- Schritten wiegt.
Es gibt auch Feinwaagen, die noch genauer wiegen. Die kann man selbstverständlich auch nutzen, aber vergiss dabei nicht, dass man ohnehin immer rundet und es nicht bis aufs hundertstel Gramm genau sein muss.
Und ein bisschen Zeit solltest Du Dir auch frei räumen. Da man zu Beginn immer etwas länger für alles braucht, würde ich nicht mehr als max. 3 Kilogramm Fleisch auf einmal zubereiten und vorportionieren. Je nachdem, wieviel man davon noch selbst schnippeln muss, kann das seine Zeit dauern, bis man komplett fertig ist. Also lieber mit kleinen Mengen beginnen und eine gewisse Routine bekommen. Im Anhang findest Du eine Liste mit einer nützlichen “Erstausstattung”, wenn Du mit dem Katzen BARFen beginnen möchtest.
Fehler Nr. 5: Sich verrückt machen
Das ist manchmal leichter gesagt, als getan, ich weiß. Aber trotzdem: Man kann sich unglaublich gut selbst boykottieren, indem man zu viel liest und zu wenig macht. Wie wir herausgearbeitet haben, gibt es nicht DIE eine richtige Weise, Katzen roh zu füttern. Wenn Du zehn verschiedene Katzen-BARFer zu einem Thema fragst, wirst Du sehr wahrscheinlich mindestens sieben unterschiedliche Antworten bekommen. Es gibt wenig wissenschaftliche Erkenntnisse zum Gesamtpaket “Katzen barfen”, meistens nur zu einzelnen Aspekten. Was wiederum heißt, dass jeder von uns andere Erfahrungen macht. Was für die eine Katze passt, muss nicht unbedingt auch für eine andere Katze das Richtige sein.
Und: Es landen meistens die negativen Dinge im Netz. Wenn jemand ein Problem hat, wendet er / sie sich vielleicht an eine Facebook-Gruppe, um Rat zu bekommen. Wenn alles super läuft, findet man dazu meistens nichts im Netz, weil es gar nicht erst erwähnenswert ist. Googelt man also, ist es sehr wahrscheinlich, dass man sich am Ende überfordert fühlt, weil BARF irrsinnig gefährlich erscheint. Nur Probleme, störrische Katzen, Nährstoffabdeckung nicht möglich, alles doof. Wenn man dann die Flinte ins Korn wirft und gar nicht erst ausprobiert, steht man sich selbst im Weg.
Deswegen ist auch Wissen so wichtig: Um Informationen auf einen Wahrheitsgehalt oder zumindest auf Wahrscheinlichkeit überprüfen und einordnen zu können.
Ich empfehle immer, gerade zu Beginn erstmal Grundlagenwissen zu erwerben, ins Tun kommen und die Entwicklung abzuwarten. Nicht zu viel rechts und links zu lesen, sondern auch durchaus mal auf sich selbst vertrauen. Und wenn man dann nicht weiterkommt, sollte man einen Ernährungsberater hinzuziehen, der einem begleitet und die Situation individuell beurteilen kann.
Meistens macht man sich völlig unnötig Sorgen oder Gedanken. Wie bei allem, was neu ist und in das man erst einmal hineinfinden muss. Im Laufe der Zeit wird alles klarer und läuft auch runder. Auch das ist ganz sicher.
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