Lektion 2: Der Säure-Basenhaushalt

Hallo ,

nachdem Du wesentliche Grundlagen in der Lektion 1 erlernt hast, geht es nun weiter mit

Lektion 2 zum Kurs “Tiere richtig entgiften – 2”:
Der Säure-Basenhaushalt des Körpers. Macht sauer tatsächlich lustig?

Der Spruch „Sauer macht lustig“ ist über 300 Jahre alt und ist so ganz anders gemeint als wir ihn verstehen. Damals, um 1700, stand „lustig“ nicht für fröhlich, sondern für “gelustig“. Was heißt das? Sauer macht, dass man „auf etwas Lust“ bekommt. Tatsächlich wirken saure Nahrungsmittel appetitanregend. Nicht umsonst sind viele Antipasti beim Italiener ganz schön sauer: saure Kapern, Pilze oder Meeresfrüchte lassen den Speichel fließen und regen die Verdauung an.

Und gesund sind die meisten sauren Lebensmittel auch noch, enthalten doch z.B. Zitronen viel Vitamin C. „Sauer“kraut tut uns gut, es enthält durch den Fermentationsprozeß viele gesunde Milchsäurebakterien, die unsere Darmflora unterstützen.

Sauer ist aber nicht gleich sauer. Wir müssen nämlich den Geschmack und das, was nach dem Verdauungsprozess übrigbleibt, unterscheiden. Vielen ist das nicht klar und daher zeige ich es Euch.

Wenn wir sauer schmeckende Lebensmittel zu uns nehmen, verändern sie ihren pH-Wert und werden basisch verstoffwechselt. Beispiel Zitrone: sie ist durch die enthaltene Zitronensäure sauer (Zitronensaft hat einen pH-Wert von 2,4). Wir schmecken die Säure auf der Zunge und wer einen empfindlichen Magen hat, reagiert vielleicht mit etwas Sodbrennen. Aber: die Zitronensäure ist eine organische Säure, die in der Atmungskette verstoffwechselt wird. Dabei wird Energie in Form von ATP gewonnen, Wasser und CO2 als Abfallprodukte gelangen auf einfachem Weg wieder nach draußen. Gleichzeitig enthält der Saft viele basische Mineralstoffe wie Kalium und Magnesium, die wichtig für den Ausgleich des Säure-Basenhaushalts sind. Zitronensaft ist also sauer und wirkt im Körper basisch. Das gleiche passiert mit Obst und Gemüse.

Sauer schmeckende Lebensmittel tut uns also gut. Bei unseren Tieren ist es schwieriger ihnen saure Futtermittel zuzuführen. Am einfachsten ist da noch Obstessig bei Pferden.

2.1 Was sind säurebildende Lebensmittel bzw. Futtermittel?

Es handelt sich hier eben nicht um Lebensmittel, die sauer schmecken. Der Trick ist die Art der Verstoffwechselung. Beim Aufschluss von „säurebildenden“ Lebensmitteln bzw. Futtermitteln entstehen Säuren im Körper, die den Säure-Basenhaushalt belasten. Diese Lebensmittel riechen und schmecken paradoxerweise nicht sauer, sondern sie bilden ganz hinterhältig und heimlich die Säure erst im Körper. Wer von Euch hätte gedacht, dass so ein super leckerer süßer Schokokeks im Körper Säure erzeugt?

Eiweißreiche Lebens- bzw. Futtermittel tierischen Ursprungs (Fleisch, Fisch, Milchprodukte) sind Säurebildner ersten Ranges. Sie enthalten besonders viele schwefelhaltige Aminosäuren, die z.T. bis zum sauer reagierenden Sulfat abgebaut werden. Dazu kommt z.B. noch das saure Phosphat. Steigt die Menge an sauren Stoffwechselprodukten und Mineralstoffen im Blut, müssen Puffersysteme aktiv werden. Alles, was im Blut abgebunden und neutralisiert wird, wird dann über die Nieren ausgeschieden. Ihr wisst ja bereits, dass der pH-Wert im Blut unbedingt stabil gehalten werden muss. Für einen gesunden Körper ist das alles kein Problem und ein ganz normaler Vorgang.

Der sogenannte PRAL-Wert (PRAL = Potential Renal Acid Load) gibt an, wie stark die Nieren jeweils durch 100 g eines bestimmtem Lebensmittels belastet werden, bezogen auf Eiweiße und Mineralstoffe. Mein Tipp: nehmt diese Werte nicht zu 100% genau- schließlich hat jeder von uns seinen individuellen Stoffwechsel.

Nach Bircher-Rey (1990) sind Säurebildner Nahrungsmittel, die selbst keine Säuren zuführen, aber im Körper versäuern. Ihre basischen Bestandteile sind entweder beim Herstellungsprozess zerstört, ausgeschieden oder verändert worden. So muss der Körper bei der Verstoffwechselung eigene Basenvorräte angreifen. Die wichtigsten Säurebildner sind Zucker, Weißmehle, raffinierte Fette und moderne zuckerhaltige Getränke.

Nun habt Ihr eine Vorstellung, was das ganze zuckerhaltige Zeug, die Pferdemüslis, Knabberartikel, Kaustangen usw. mit unseren Tieren macht.

Unterscheidet also „saure“ Lebensmittel im Sinne von sauer schmeckend und Säurebildnern. Ganz wichtig!

 

Ihr habt gesehen, wie ungenau die Grenzen gezogen werden zwischen sauren (=sauer schmeckenden) und säurebildenden Lebens- bzw. Futtermitteln. Wie steht es um die anderen Begriffe? Wir werden nun langsam tiefer einsteigen.

Gehen wir einmal von einem ausgeglichenen Säure-Basenhaushalt aus. Wie kann es hier zu Verschiebungen kommen? Es gibt mehrere Möglichkeiten. Die Säuren können entweder nicht genug ausgeschieden werden oder es kommen zu viele von außen. Bezüglich der Basen ist es logischerweise genau anders herum: sie werden in zu großer Menge ausgeschieden oder zu wenig aufgenommen.

Der Körper hat gleich mehrere Möglichkeiten die täglich im Stoffwechsel anflutenden Säuren loszuwerden. Sie werden hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden oder abgeatmet. Einige finden auch ihren Weg über die Haut nach draußen oder über den Darm. Der pH im Blut muss stabil sein, das wisst Ihr schon. Der Weg über ein Organ wäre zu langsam, deshalb gibt es dafür – direkt vor Ort – sogenannte Puffersysteme. Sie arbeiten sehr schnell und effizient. Es ist daher nicht möglich sie durch Lebensmittel bzw. Fütterung zu beeinflussen.

Ein Puffer ist ein Stoffgemisch, welches auf die Zugabe einer Säure oder Base mit einer sehr viel geringeren Veränderung des pH-Wertes reagiert als ein ungepuffertes Gemisch. Puffersysteme bestehen aus einer schwachen Säure und ihrer korrespondierenden Base oder umgekehrt.

Der wichtigste Puffer im Körper ist der Bicarbonat-Puffer, das CO2-H2CO3-System. Die Säure (hier Kohlensäure, CO2 ) kann Basen von außen aufnehmen, der basische Anteil Bicarbonat (HCO3- )wiederum Protonen. Die Kohlensäure kann zusätzlich nach außen abgeatmet werden, das Bicarbonat über die Niere ausgeschieden. Der Bicarbonatpuffer kann sich somit über Niere oder Lunge entlasten.

Da die Natur gern auf Nummer sicher geht, gibt es noch 3 weitere Puffersysteme im Blut. Der Hämoglobinpuffer hat einen Anteil von 35% unter den Systemen und wirkt über eine Aminosäure im Hämoglobinanteil der Erythrozyten. Protein- und Phosphatpuffer sind weniger wichtig.

Wird dieses fein austarierte System überlastet, ändert sich der pH. Liegt unter 7,4, spricht man im schulmedizinischen Sinne von einer Azidose. Darüber handelt es sich um eine Alkalose.

Was passiert, wenn zu viele Protonen anfluten? Die Herzleistung nimmt ab (geringere Kontraktionkraft, abnehmende Reizleitung im Herzmuskel). Über einen Blutdruckanstieg in der Lunge kann ein Lungenödem entstehen. Die Erythrozyten nehmen weniger Sauerstoff auf und geben ihn schneller an das Gewebe ab. Eine echte Azidose kann, je nach Ursache, schnell lebensbedrohend werden.

Sinkt der pH, ändern die Proteine im Körper ihre sogenannte Konformität. Proteine bestehen (Achtung Chemie!) nicht nur aus einer Aneinanderreihung von Aminosäuren (Primärstruktur), sondern sie haben auch eine dreidimensionale Struktur (Sekundär-, Tertiär, Quartärstruktur). Sie können sich schick zusammenfalten, knicken, Gitter bilden usw. Und sie sind in der Lage jederzeit ihre räumliche Struktur zu ändern, mit positiven oder eben negativen Folgen für uns oder unser Tier.

Enzyme sind Katalysatoren, die viele biochemische Reaktionen im Körper steuern und umsetzen. Beim Menschen kennt man ca. 2700 verschiedene, man schätzt aber die tatsächliche Anzahl auf bis zu 50 000. Sie sind wichtig für die Energiegewinnung, das Immunsystem und für den Stoff-Aufschluss und -umbau bei der Verdauung. Die sind an der Bildung von Hormonen beteiligt, an der Fließfähigkeit des Blutes und sie reparieren beschädigte DNA-Sequenzen. Ihr seht, sie mischen bei fast allen Körperabläufen kräftig mit. Diese Reaktionen können nur in definierten pH-Wert-Bereichen ablaufen.

Enzyme bestehen aus verschieden aufgebauten Aminosäureketten, also aus Eiweiß bzw. Protein. Und so betreffen akute pH-Wert-Änderungen gerade sie. Räumlich betrachtet, ist nur ein kleiner Anteil des gesamten Enzyms aktiv. Ändert sich die Raumstruktur und faltet sie sich z.B. ein, kann dieses kleine aktive Zentrum darin förmlich verschwinden. Das Enzym kann so nicht mehr arbeiten und fällt aus. Ähnliches passiert übrigens bei hohen Temperaturen und das macht hohes Fieber so gefährlich.

Die Azidose ist ein schulmedizinischer Begriff. Azidose bedeutet übersetzt Übersäuerung, dennoch hat er mit dem naturheilkundlichen Geschehen nichts zu tun.

Und Achtung: Die ganzen „übersäuerten“ Tiere, von denen wir so oft lesen und hören, kennt die Schulmedizin nicht. Unbedingt merken!

 

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